Das Wandern der Tiere
Tiere wandern – das ist mittlerweile keine neue Erkenntnis mehr und von den unterschiedlichsten Tieren bekannt. Im Wildschutzgebiet Masai Mara tummeln sich Mitte September Tausende von Gnus und Zebras an einer Furt über einen Fluss. Sie ziehen dem Regen hinterher, um wieder saftigere Weiden zu finden, auf denen sie ihre Jungen zur Welt bringen. Im Frühjahr wandern sie dann wieder zurück nach Norden. Diese Wanderung müssen die Tiere unternehmen, damit sie genügend Nahrung zur Verfügung haben. Dies hat einen sehr großen Nutzen für die gesamte Serengeti, da sowohl der Verbuschung vorgebeugt wird und zudem keine Waldbrände verursacht werden, die deutlich schlimmer für alle Tiere vor Ort sind als Grasbrände. Aber auch die Raubtiere finden dadurch genügend Nahrung, um sich und ihre Jungen zu ernähren. Nicht nur Gnus und Zebras wandern über unsere Erde und halten somit unser Ökosystem im Gleichgewicht, sondern auch Vögel, Wale und viele weitere Tiere.
Nun hat der FAU Alumnus und Umweltjournalist Benjamin von Brackel, eine neue Art der Wanderung von Tieren beschrieben und in seinem neuesten Buch veröffentlicht, die deutlich von den jahreszeitlichen Migrationsbewegungen der Arten abweichen.
Diese zeigt zum einen die Anpassungsfähigkeit der Tiere an den von uns Menschen verursachten Klimawandel, aber auch die Herausforderungen, vor denen sie stehen, wie zum Beispiel den von Straßen durchfurchten Wanderrouten, auf denen immer mehr Tiere ums leben kommen.
Wo sie können, bewegen sich Tiere wie Pflanzen in Richtung der Pole, um den steigenden Temperaturen und der Trockenheit in ihrem angestammten Lebensraum zu entkommen. Tropische Gebiete verlieren ihre Bewohner, Biber siedeln sich in Alaska an, riesige Fischschwärme verschwinden und tauchen vor fremden Küsten wieder auf. Meeresbewohner stoßen im Schnitt 72 Kilometer pro Jahrzehnt vor, Landbewohner 17 Kilometer. Benjamin von Brackel erzählt von einem Phänomen, das uns zugleich die beeindruckende Anpassungsfähigkeit der Natur vor Augen führt wie auch die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels – nicht zuletzt auch auf den Menschen, an dem die Wanderung der Arten nicht spurlos vorbeigeht.
Geo.de führte mit Benjamin von Brackel Anfang Mai ein Interview zu diesem Thema. Dabei werden die Themen seines Buches detaillierter beschrieben und die erschreckenden Umstände unserer Ökosysteme dargestellt.